Click! Digitale Trainings
Digitale Trainings zur Rechtsextremismusprävention

CLICK! Fake-News-Modul: Evaluation bestätigt Wirksamkeit

Die große Mehrheit aller Jugendlichen und Heranwachsenden hat schon einmal Fake News im Internet wahrgenommen. Laut JIMplus-Studie 2022 sind es 80 Prozent. Immer wieder werden Fake News bewusst verbreitet, um rechtsextreme Narrative zu bedienen. Die umfangreiche Präsenz von falschen Nachrichten erfordert eine hohe Medienkompetenz der Nutzenden. Zur Stärkung der Medienkompetenz und speziell zum besseren Erkennen von Falschnachrichten stellen wir den Kurs „So erkennst du Fake News“ bereit. Dieser ist der jüngste Teil unseres Trainingsangebotes.

Jetzt liegt erstmals eine wissenschaftliche Evaluation dieses Moduls vor. Unsere Kollegin Yasmin Mergen hat im Rahmen ihrer Masterarbeit, die sie im April 2023 am Institut für Kommunikationswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena eingereicht hat, die Wirksamkeit des Moduls anhand eines Mixed-Methods-Ansatzes untersucht.

Die Evaluation zeigt, dass das CLICK!-Modul mindestens kurzfristig einen signifikanten, positiven Effekt auf die Fähigkeit der Jugendlichen hat, Fake News in sozialen Netzwerken zu erkennen. Auch nutzen die Jugendlichen durch die Beschäftigung mit dem CLICK!-Training signifikant häufiger Prüfschritte. Das sind ermutigende Ergebnisse für das Projekt!

Ansatz und Erhebung der Evaluation

Im Kurs bekommen die Teilnehmenden drei konkrete Prüfschritte an die Hand: Quelle prüfen, Inhalt prüfen und Bild prüfen. Diese Schritte sollen im Training in einer nachgebildeten Browserumgebung auf echte Meldungen aus den sozialen Netzwerken angewandt werden. Anschließend sollen die Jugendlichen entscheiden, ob es sich um wahre oder falsche Meldungen handelt. Im Training erhalten die Teilnehmenden ein unmittelbares Feedback zu ihrer Entscheidung und auch zur Anwendung der Prüfschritte.

Das Evaluationsdesign setzt genau hier an. Im Mittelpunkt stehen die beiden Forschungsfragen, inwiefern Teilnehmende Fake News in einem echten Browser besser erkennen und die drei im Training vermittelten Prüfschritte tatsächlich anwenden. Dazu werden die Teilnehmenden in einem Ein-Gruppen-Prätest-Posttest-Design vor und nach der Intervention jeweils mit drei echten Meldungen aus sozialen Netzwerken konfrontiert und dazu aufgefordert, sie als „wahr“ oder „fake“ einzuordnen sowie ihre Entscheidung zu begründen. Die Evaluation wurde in der Thüringer Jugendarrestanstalt in Arnstadt umgesetzt. Dadurch entspricht die Stichprobe sehr gut der Zielgruppe des CLICK!-Trainings.

Herausfordernde Zielgruppe – weitere Ergebnisse im Überblick  

Neben der allgemeinen Wirksamkeit des Moduls hat Yasmin Mergen in ihrer Evaluation noch weitere spannende Erkenntnisse gewinnen können. Drei konkrete Befunde werden nachfolgend kurz zusammengefasst:

  • Die Evaluation zeigt, dass die Anwendung der Prüfschritte voraussetzungsvoll und bisweilen auch mit Schwierigkeiten verbunden ist. Am häufigsten haben die Teilnehmenden den Inhalt einer Meldung geprüft. Dieser Befund deckt sich mit Ergebnissen der JIMplus-Studie 2022. Yasmin Mergen konnte zudem herausarbeiten, dass insbesondere Fakten-Checks eine wichtige Hilfe bei der richtigen Einschätzung waren. Jugendlichen diese gezielt zugänglich zu machen, erscheint deshalb sinnvoll und lässt sich an vielen Stellen in der Bildungsarbeit leicht umsetzen. Deshalb: Klare Handlungsempfehlung für die pädagogische Praxis!
  • Auffällig ist, dass die Teilnehmenden offenbar ihre eigene Medienkompetenz deutlich überschätzen. Auch bei falschen Entscheidungen haben die Jugendlichen angegeben, sich in ihrem Urteil sehr sicher zu sein. Zudem haben sie sich ganz überwiegend eine hohe Medienkompetenz zugeschrieben. Zur Deutung dieses Befundes hat Yasmin Mergen auf den Dunning-Kruger-Effekt verwiesen, mit dem kognitive Verzerrungen in der Selbstwahrnehmung inkompetenter Menschen psychologisch erklärt werden. Der Dunning-Kruger-Effekt wird auch bei Verschwörungstheorien als Erklärungsansatz herangezogen. Der Befund unterstreicht, dass mit dem CLICK!-Training zum einen besonders vulnerable Zielgruppen erreicht werden und es zum anderen Interventionen braucht, welche die spezifischen Merkmale dieser Zielgruppen explizit berücksichtigen.
  • Yasmin Mergen hat auch die Begründungen der Teilnehmenden für die getroffenen Einschätzungen analysiert. Im Ergebnis konstatiert sie einen geringen kognitiven Aufwand bei der Bearbeitung der Aufgaben. Diffuse Begründungen, subjektive Einschätzungen, lebensweltliche Plausibilisierungen sowie Bezugsfehler und Verständnisprobleme waren eher die Regel als die Ausnahme. Yasmin Mergen hat daraus auf einen Bedarf an umfassenden Medienkompetenz-Trainings für spezielle jugendliche Zielgruppen außerhalb des Schulsystems geschlossen. Diese Einschätzung deckt sich mit den Erfahrungswerten aus der Umsetzung des CLICK!-Trainings und anderer Projekte von Drudel 11 e.V.

Jugendliche auch außerhalb des Schulsystems berücksichtigen!

Wir gratulieren Yasmin Mergen zu dieser gelungenen Forschungsarbeit und freuen uns sehr, dass sie auch die entsprechende Wertschätzung seitens der betreuenden Wissenschaftler*innen der FSU Jena erhalten hat. Für die Arbeit von CLICK! sind die positiven Befunde zur Wirksamkeit des Trainingsmoduls sehr motivierend. Als Herausforderung nehmen wir mit, dem Thema der Medienkompetenz speziell bei jugendlichen Zielgruppen außerhalb des Schulsystems noch mehr Aufmerksamkeit zu widmen und die in der Evaluation gewonnenen Erkenntnisse beim Design zukünftiger Interventionen zu berücksichtigen.

Die Masterarbeit von Yasmin Mergen ist nicht öffentlich zugänglich. Wer selbst einen Blick in die sehr lesenswerte Evaluation werfen möchte, kann sich gern bei uns melden.

Autor: Daniel Speer, Projektleiter „CLICK!“

Screenshot eines Social-Media-Postings. Man sieht das Innere eines Zuges voller Müll. Ein Bahnmitarbeiter steht im Bild und wurde mit einem wütenden Emoji unkenntlich gemacht. Die Person, die das Bild gepostet hat, schreibt: "#2022 - 9€ - Kulturreisen? Die #Sylter waren jedenfalls begeistert von den Touristen! :) Läuft :P" - Das Posting hat 53 Ractions, 14 Kommentare und wurde 22 Mal geteilt.
Screenshot eines Social-Media-Postings. Jemand hat die BILD.de-Mediathek gescreenshottet. Zu sehen ist ein Video mit einer Rakete in einer Küchenspüle, darunter der Titel "Nicht explodiert: Russische Rakete in Küchenspüle eingeschlagen". Die Person, die das gepostet hat, schreibt dazu: "Es gibt mittlerweile Raketen die sind in der Lage ohne Einschussloch oder jegliche Trümmer zu hinterlassen isch in irgendwelche Küchenzeilen zu bohren, unglaublich" Der Beitrag hat 125 Reactions, 40 Kommentare und wurde 40 Mal geteilt.

Zwei Beispiele aus der Evaluation. Was denken Sie, ist eine der Meldungen wahr? Sind beide wahr – oder doch keine? Und wie würden Sie die Meldungen prüfen?

Galerie mit Screenshots aus der neuen Übung
Bild-Check
Quellen-Check

Screenshots aus dem Fake-News-Modul