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Digitale Trainings zur Rechtsextremismusprävention

Digitalisierung im Strafvollzug: Digital-Pakt nötig!

Am 1. Oktober waren wir bei der Fachveranstaltung „Die digitale Entdeckung des Vollzugs“ in Berlin eingeladen. Coronabedingt wurde die Veranstaltung hybrid abgehalten, unser Projektleiter Daniel Speer war digital dabei. Unser Blick auf das Thema der Veranstaltung:

Wenn wir über Digitalisierung sprechen, denken wir meist nicht zuerst an die Justiz und den Strafvollzug. Warum auch sollten Gefangene Internetzugang haben? „Die machen doch eh nur Unsinn“, ist ein weitverbreitetes Vorurteil. Doch Experten sehen das anders.

Experte Reschke: Digitalisierung wird auch im Strafvollzug stattfinden.

Kaum einer in Deutschland hat so viel Erfahrung mit dem Thema wie Christian Reschke. Als Teilanstaltsleiter der JVA Heidering in Berlin war er maßgeblich daran beteiligt, im Rahmen eines Pilotprojekts Internet ins Gefängnis zu bringen. Er weiß, dass man auch in einem Gebäude mit dicken Stahlbetonwänden ein stabiles und sicheres WLAN-Netz betreiben kann. Über Tablets konnten die Gefangenen für sie freigeschaltete Internetseiten besuchen. Das Projekt zeigt, was möglich ist, wenn der politische Wille vorhanden ist. Inzwischen ist Reschke bei der Berliner Senatsverwaltung damit beschäftigt, das modellhafte Vorhaben in den Regelbetrieb zu überführen.

Christian Reschke fasste seine Erfahrungen so zusammen: „So wie die Digitalisierung in allen Lebensbereichen voranschreitet, wird sie auch im Justizvollzug stattfinden. Es wird nur darum gehen, die beste Lösung zu finden und auf dem Weg dorthin alle Beteiligten mitzunehmen.“

Drudel 11 schon seit 2015 am Thema dran.

An der Entwicklung digitaler Lösungen für die Arbeit mit straffälligen Jugendlichen beteiligt sich seit 2015 auch Drudel 11 e.V. Mit unserem Online-Training zum Abbau von Hass und Gewaltbereitschaft haben wir als Verein ein wegweisendes Angebot geschaffen. Eine umfangreiche Testphase im Jugendarrest beweist die gute Akzeptanz des digitalen Trainings bei der Zielgruppe.

„Digitale Interventionen haben zahlreiche strukturelle und methodische Vorteile“, sagt unser Projektleiter Daniel Speer. Ein zentraler Punkt ist das anonyme Einzelsetting: „Die Jugendlichen lassen sich eher darauf ein, wenn sie die interaktiven Trainingseinheiten erstmal allein am Computer bearbeiten können“, fasst Speer eine wichtige Erfahrung zusammen. Wie Reschke war auch Daniel Speer einer der Experten auf dem Berliner Fachtag zur Digitalisierung des Strafvollzugs. „Jeder Gefangene wird am Ende in eine digitalisierte Welt entlassen“, gibt Speer zu bedenken. „Darauf müssen wir die Leute vorbereiten. Das ist Teil der Resozialisierung.“ Am Ende macht Daniel Speer einen kühnen Vorschlag: „Was wir brauchen, ist ein Digital-Pakt für den Strafvollzug.“